Dawn: Letztes Signal aus dem Asteroidengürtel

Nach mehr als elf Jahren im All ist die Kommunikation zur NASA-Raumsonde Dawn wie erwartet abgerissen. Der Treibstoff ist endgültig verbraucht; die operative Mission ist zu Ende.  

Die NASA-Mission Dawn ist beendet. Der gleichnamigen Raumsonde, die 2007 ins All startete und seit 2011 den Asteroidengürtel erforscht, ist der Treibstoff Hydrazin ausgegangen. Zu diesem Schluss kommt die amerikanische Weltraumbehörde NASA, nachdem die geplanten Signalübertragungen am 31. Oktober und am 1. November nicht zustande kamen. Hydrazin wird benötigt, um die Sonde für die Datengewinnung und -übermittlung zur Erde auszurichten. Das wissenschaftliche Kamerasystem von Dawn, das unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) entwickelt, gebaut und betrieben wurde, hat im Laufe der Mission mehr als 100.000 Bilder von Vesta und Ceres, den beiden größten Objekten im Asteroidengürtel, aufgenommen.

Das Ende der Dawn-Mission kommt nicht überraschend. Seit Juni dieses Jahres kreist Dawn auf stark elliptischen Umlaufbahnen um den Zwergplaneten Ceres, welche die Raumsonde auf etwa 35 Kilometer an die Oberfläche heranführen. Die NASA hatte berechnet, dass der Treibstoffvorrat unter diesen Bedingungen wahrscheinlich zwischen Mitte September und Mitte Oktober erschöpft sein würde. „Wir freuen uns über jeden Tag, den Dawn darüber hinaus durchgehalten hat, und über jedes Datenpaket, das wir noch erhalten haben“, sagt Dr. Andreas Nathues vom MPS, wissenschaftlicher Leiter des Kamerateams. „Dies ist der krönende Abschluss für eine einzigartige Mission“, fügt er hinzu.

Seit März 2015 erforscht Dawn ihr zweites Ziel, den Zwergplaneten Ceres. Dieser hat sich als komplex aufgebauter Körper entpuppt, unter dessen Oberfläche sich ausgedehnte Wasserreservoirs erstrecken. Zudem fanden sich Hinweise auf Kryovulkanismus. Dawns erstes Ziel, der riesige Asteroid Vesta, hingegen ist eine steinige Welt, die einst auf dem besten Wege war, sich zu einem eigenständigen Planeten zu entwickeln.

„Die Mission Dawn hat nicht nur unser Bild des Asteroidengürtels grundlegend verändert“, so Nathues. „Sie ist auch für unser Verständnis, wie das Sonnensystem als Ganzes entstanden ist und wo sich lebensfreundliche Bedingungen entwickeln konnten, von unschätzbarem Wert“, fügt er hinzu. Eine entscheidende Rolle dabei hat das wissenschaftliche Kamerasystem von Dawn gespielt. Die zehntausende Aufnahmen von Vesta und Ceres werden noch jahrelang ausgewertet werden müssen.

Die Raumsonde selbst wird im Asteroidengürtel verbleiben – „geparkt“ auf einer stabilen Umlaufbahn um Ceres. Der wasserreiche Zwergplanet ist auch in Zukunft von großem Interesse für Wissenschaftler, die sich mit den notwendigen Bedingungen für das Entstehen von Leben beschäftigen. Ein Sturzflug oder eine Landung auf Ceres – wie etwa bei den Missionen Cassini und Rosetta geschehen ? kam deshalb nicht in Frage. Dies könnte den Zwergplaneten mit irdischen Mikroben kontaminieren. Dawn wird nach Angaben der NASA die aktuelle Umlaufbahn mindestens 20 Jahre lang beibehalten können. Mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 Prozent dürfte die Raumsonde sogar mehr als 50 Jahre lang auf dieser Flugbahn verbleiben. 

Die Dawn Mission wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.

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