Occator-Krater aus der Vogelperspektive

Eine neue 3D-Animation zeigt den großen Einschlagskrater auf dem Zwergplaneten Ceres in beeindruckender Detailschärfe.

3. November 2020

Der Occator-Krater auf dem Zwergplaneten Ceres, den die NASA-Raumsonde Dawn von 2015 bis 2018 aus einer Umlaufbahn erforschte, zählt zu den eindrucksvollsten geologischen Strukturen unseres Sonnensystems. Neue Rechnungen von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen und der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster bieten nun die bisher höchstaufgelöste, dreidimensionale Rekonstruktion der zentralen Senke des Occator-Kraters. Mit schroffen Hängen, zirkular verlaufenden Furchen und einer strahlend weißen zentralen Kuppe zeigt der animierte Überflug über den inneren Kraterbereich die ganze Bandbreite der geologischen Besonderheiten dieser Formation.

Der Occator-Krater aus der Vogelperspektive

Überflug über den inneren Bereich des Occator-Kraters auf dem Zwergplaneten Ceres

Die heutige Gestalt des Occator-Kraters zeugt von einer bewegten Vergangenheit, wie Forscher unter Leitung des MPS zeigen konnten. Der Krater entstand vor 22 Millionen Jahren durch einen heftigen Einschlag. Mit einem Durchmesser von 92 Kilometern übertrifft die Größe des Occator-Kraters die der meisten irdischen Krater. Nach dem Einschlag ragte zunächst in seinem Zentrum ein Zentralberg empor, der aber frühzeitig einstürzte. Vor etwa 7,5 Millionen Jahren trat an dieser Stelle eine große Menge Sole aus dem Innern des Zwergplaneten aus; das Wasser verdunstete und hinterließ weiße Ablagerungen, so genannte Karbonate, die dort noch immer gut zu sehen sind. Durch den Materialverlust sackte der innere Teil des Kraters ab und erzeugte so eine etwa kreisförmige Vertiefung mit einem Durchmesser von etwa 15 Kilometern. Wie die Animation eindrucksvoll zeigt, säumen ihre Ränder schroffe Berge und Steilhänge sowie zahlreiche parallel verlaufende Furchen. Vor etwa 2 Millionen Jahren trat erneut Material im Occator-Kraters aus: Im Zentrum der Vertiefung entstand dabei die 340 Meter hohe Kuppe.

Das Video zeigt den Inneren Bereich des Occator-Kraters. Hierzu wurden neuere, hochaufgelöste Bilder mit älteren Farbdaten kombiniert. Die rote Färbung von Teilen der zentralen Kuppe steht für Material, das für das bloße Auge zwar ebenfalls weiß erscheint, jedoch Licht mit zunehmender Wellenlänge stärker reflektiert. Ob es sich bei diesem außerordentlich frischem Material um an die Salze angelagertes Wasser oder womöglich sogar um organische Verbindungen handelt, ist noch unklar.

Die Daten, die der neuen Rekonstruktion zugrunde liegen, stammen aus den letzten Monaten der Dawn-Mission. In dieser Phase umrundete die Raumsonde den Zwergplaneten auf stark elliptischen Umlaufbahnen und näherte sich der Oberfläche so stellenweise auf 35 Kilometer. Die Rekonstruktion hat eine Auflösung von einigen wenigen Metern pro Pixel.

Das MPS hat die beiden Dawn Framing Cameras, das wissenschaftliche Kamerasystem der Dawn-Sonde, entwickelt, gebaut und während der gesamten Mission betrieben. Die Auswertung der vielen zehntausend Aufnahmen dauert noch immer an.

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