Dawn: Einzigartige Ansichten des Occator-Kraters

Die NASA-Raumsonde Dawn sendet erste Bilder aus ihrer tiefsten Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres. Sie zeigen Teile des Occator-Kraters so detailreich wie nie zuvor.  

Seit Anfang Juni kreist die NASA-Raumsonde Dawn auf einer neuen, stark elliptischen Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres. Stellenweise trennen die Raumsonde nur etwa 35 Kilometer von der Oberfläche – so wenig wie nie zuvor seit ihrer Ankunft am Zwergplaneten im März 2015. Aus dieser Entfernung sind nun hochaufgelöste Aufnahmen von Teilen des Occator-Kraters entstanden. Sie zeigen dramatische Erdrutsche und bieten den bisher besten Blick auf seine charakteristischen hellen Flecken.

Der Occator-Krater spielt seit Beginn der Mission am Zwergplaneten Ceres eine entscheidende Rolle. Im Zentrum des etwa 90 Kilometer großen Einschlagskraters findet sich eine imposante zentrale Vertiefung, in deren Mitte eine auffallend helle, asymmetrische Kuppe emporragt. Diese entpuppte sich als Schauplatz früherer kryovulkanischer Aktivität: Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) konnten zeigen, dass dort bis in jüngster geologischer Zeit salzhaltige Lösungen austraten. Das Wasser verflüchtigte sich und ließ die auffälligen, hellen Ablagerungen zurück, die bereits in der Anflugphase auf Ceres zu sehen waren. Messungen des Spektrometers VIR haben dieses Material als Natriumkarbonat identifiziert. Weitere helle Sprenkel im östlichen Teil des Kraters sind wahrscheinlich ebenfalls Austrittsstellen eines Wasser-Salz-Gemisches aus der Tiefe.

Die aktuellen Aufnahmen zeigen nun zahlreiche Ausschnitte des Occator-Kraters aus einer Entfernung von etwa 35 Kilometern und mit einer Auflösung von weniger als fünf Metern pro Pixel. „Die Daten übertreffen all unsere Erwartungen“, so Dr. Andreas Nathues vom MPS, Leiter des Kamerateams der Mission. Die Oberfläche ist somit jetzt stellenweise etwa zehnmal besser aufgelöst zu sehen als in den besten Aufnahmen der vorangegangenen drei Jahren.

Imposante Lawinen offenbaren sich in den neuen Ansichten der östlichen Wand des Occator-Kraters: Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass Material vor Kurzem dort abgerutscht ist; einige Reste bleiben zunächst am Abhang stehen. Andere Aufnahmen erlauben erstmals einen genauen Blick auf das Zusammenspiel von hellem und dunklem Material im östlichen Kraterteil. „Wir hoffen nun verstehen zu können, wie die hellen Ablagerungen außerhalb des Kraterzentrums entstanden sind – und was sie uns über Ceres‘ Inneres verraten“, so Nathues. Verschiedene Auswertungen der vergangenen Jahre legen nahe, dass die Kruste des Zwergplaneten reich an gefrorenem Wasser ist. Immer wieder legen kleinere Einschläge und Erdrutsche das Eis frei, das dann verdampft und so eine dünne Exosphäre aus Wasserdampf speist.

Die möglicherweise letzte Bahnkorrektur der Dawn-Mission hatte die Raumsonde vergangene Woche auf eine Flugbahn bugsiert, von der aus sie nun auch das Zentrum des Occator-Kraters anvisiert. In den nächsten Wochen soll Dawn weitere Aufnahmen des Kraters zur Erde senden.

Die Dawn Mission wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.

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