Dr. Helmut Rosenbauer

Ein Nachruf auf den langjährigen Direktor des MPAe

9. Mai 2016

Dr. Helmut Rosenbauer, langjähriger Direktor am Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAe) in Katlenburg-Lindau, ist am 5. Mai 2016 im Alter von 79 Jahren verstorben. Er wurde 1977 zum Wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft berufen und war seitdem bis zum Jahr 2004 Direktor am MPAe, dem heutigen Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen.  

Mit Helmut Rosenbauer haben wir einen herausragenden Wissenschaftler verloren, der zahlreiche Weltraummissionen zur Erforschung der Magnetosphäre der Erde, des Sonnenwinds sowie der Planeten und Kometen mit ins Leben gerufen und geprägt hat. Insbesondere war er ein hervorragender, international anerkannter Experimentator, der es in einzigartiger Weise verstand, Instrumente für wissenschaftliche Weltraummissionen zu konzipieren, zu entwickeln und zu bauen. 

Helmut Rosenbauer wurde 1936 in Nürnberg geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule München Elektrotechnik und promovierte dort mit einem plasmaphysikalischen Thema zum Dr.-Ing. Bereits seit 1967 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching in der Weltraumforschung. Mit seiner Arbeitsgruppe entwickelte er Instrumente zur Messung des Sonnenwindes und niederenergetischer Ionen und Elektronen in der Magnetosphäre der Erde und beteiligte sich damit an wesentlichen Weltraummissionen wie HEOS A-2 und Helios 1/2. Im Jahr 1977 berief ihn die Max-Planck-Gesellschaft zum Wissenschaftlichen Mitglied und Direktor am MPAe, wo er 1991 Leiter einer eigenen Abteilung für experimentelle Planetenforschung wurde. Im Jahr 2004 wurde er als Direktor des MPAe emeritiert. 

Als Direktor am MPAe gelang es ihm, die Beteiligung des Instituts an internationalen Weltraumissionen deutlich zu stärken. Dabei beteiligte sich das MPAe unter seinem Einfluss nicht nur an vielen Missionen der NASA und der ESA, sondern arbeitete bereits in den 80er Jahren auch sehr erfolgreich mit sowjetischen Weltraumforschern zusammen. Er war der Leiter zahlreicher bedeutender Forschungsprojekte, u.a. mit Beteiligungen bei den Weltraummissionen Ulysses, Giotto, Phobos, Mars 96 und Rosetta.

Die großen Erfolge der von Helmut Rosenbauer geleiteten Projekte sind zu einem wesentlichen Teil seiner großen Beharrlichkeit, seinem unerschöpflichen Ideenreichtum und seinem unermüdlichen Einsatz zu verdanken. Auch „Unmögliches“ hat er unerschrocken in Angriff genommen. Von seinen Teams hat er viel verlangt und erwartet, wobei er immer mit bestem Beispiel vorangegangen ist. Er hat nicht gezögert, selbst Hand anzulegen und zum Lötkolben zu greifen oder manchmal wichtige Teile an der Drehbank kurzerhand selbst zu fertigen. Bei seinen Mitarbeitern, die mit ihm auch die schwierigsten Situationen meisterten, genoss er hohe Anerkennung und wurde liebevoll “Häuptling” genannt.

Sein letzter großer Erfolg war die Mission Rosetta der ESA zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Bei Rosetta war er für die Konzeption und das wissenschaftliche Programm des Landegeräts Philae, das 2014 unter spektakulären Umständen auf dem Kometenkern gelandet ist, und für eines der wichtigsten Instrumente an Bord von Philae verantwortlich. Ohne seinen Einsatz und seine technische Genialität wäre Philae nicht geflogen.

Am 5. Mai 2016 ist Dr. Helmut Rosenbauer nach langer Krankheit verstorben. Wir trauern um einen exzellenten und ideenreichen Forscher, umsichtigen Institutsdirektor, anspornenden Chef und guten Freund.

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