Sieben europäische Länder bündeln ihre Kräfte zum Bau des European Solar Telescope

Das MPS beteiligt sich an der Gründung der Stiftung „European Solar Telescope Canarian Foundation“.

25. Juli 2023

Insgesamt neun Institutionen aus sieben europäischen Ländern haben heute Morgen in Santa Cruz de Tenerife auf der spanischen Insel Teneriffa die Gründungurkunde der Stiftung „European Solar Telescope Canarian Foundation“ unterzeichnet. Die Stiftung verleiht dem Projektkonsortium die notwendige Rechtsform, ebnet den Weg für den künftigen Bau des European Solar Telescope (EST) und wird das Projekt in die nächste Entwicklungsphase führen. Die beteiligten Länder sind die Tschechische Republik, Deutschland, die Slowakei, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Deutschland beteiligt sich an EST durch das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS, Göttingen) und das Leibniz-Institut für Sonnenphysik (Freiburg), die seit dem Start des Projekts im Jahr 2008 beteiligt sind. Die Rolle des MPS konzentriert sich auf die Entwicklung der nächsten Generation spektropolarimetrischer Instrumente, sogenannter Integraler Feldeinheiten. Erst mit ihnen kann das volle Potenzial des EST zur Messung schneller und kleinräumiger Prozesse in der Sonnenatmosphäre ausgeschöpft werden.

Die vorläufige Entwurfsphase des Teleskops, finanziert durch das Programm „Horizon 2020“ der Europäischen Kommission, wurde kürzlich abgeschlossen. Die Gründung der EST-Stiftung ist nun ein entscheidender Meilenstein, das Projekt in Richtung Bauphase voranzutreiben. Eines der Hauptziele der Stiftung ist die Gründung eines Europäischen Forschungsinfrastruktur-Konsortiums (ERIC), in dem die nationalen Ministerien der Partnerländer zusammenarbeiten werden. Das EST-ERIC wird die juristische Person sein, die für die Überwachung aller Aspekte des Baus und des Betriebs dieser großen Forschungsinfrastruktur verantwortlich ist.

Das MPS geht mit seinem Beitritt zur EST-Stiftung einen bedeutenden Schritt. Die beteiligten Einrichtungen erhalten Entscheidungsbefugnis über alle künftigen wissenschaftlichen, technologischen und industriellen Aspekte des Projekts.

EST soll das größte jemals in Europa gebaute Sonnenteleskop werden. Mit einem Durchmesser des Primärspiegels von 4,2 Metern, modernster Technologie und spezialisierten Instrumenten wird das EST Astronom*innen ein konkurrenzloses Instrument zur Beobachtung der Sonne an die Hand geben. Das Sonnenteleskop wird im Observatorium Roque de los Muchachos auf der Insel La Palma (Spanien) gebaut, das weltweit als erstklassiger Standort für astronomische Beobachtungen bekannt ist.

EST wurde 2016 in den Fahrplan des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) aufgenommen und gilt daher als strategische Forschungsinfrastruktur für Europa. Eines der Hauptziele ist es, unser Verständnis der Sonne durch die Beobachtung ihrer Magnetfelder in noch nie dagewesener Detailgenauigkeit zu verbessern. EST wird in der Lage sein, Signale zu messen, die derzeit im Rauschen verborgen sind, und die Existenz bisher unbekannter, winziger magnetischer Strukturen auf der Sonne aufzudecken. Durch das Untersuchen der magnetischen und dynamischen Kopplung der Sonnenatmosphäre wird EST wertvolle Erkenntnisse über die Mechanismen liefern, die Sonneneruptionen und koronalen Massenauswürfen zugrunde liegen. Diese Phänomene bestimmen das so genannte Weltraumwetter, das einen starken Einfluss auf unsere technologische Gesellschaft hat.

Der optische Aufbau und die Instrumentierung von EST wurden sorgfältig konzipiert, um die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Atmosphärenschichten der Sonne zu erfassen. Darüber hinaus wird ein umfassender Satz von Instrumenten installiert, um gleichzeitige Beobachtungen bei verschiedenen Wellenlängen zu ermöglichen. Diese einzigartige Fähigkeit wird EST eine höhere Effizienz im Vergleich zu bestehenden oder zukünftigen Teleskopen verleihen, unabhängig davon, ob es sich um bodengebundene Teleskope oder solche im Weltraum handelt.

Das größte Sonnenteleskop in Europa ist eine technologische Herausforderung, die Europa nach ihrem Bau nicht nur in der Sonnenforschung und der Entwicklung von Instrumenten an die Spitze bringen wird, sondern auch bei der Verbesserung der Weltraumwettervorhersage. Dies kann helfen, die Auswirkungen von Sonneneruptionen auf unsere Gesellschaft zu mildern.

Weitere Informationen über das Projekt: www.est-east.eu

 

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