Angekommen! Rosetta erreicht 67P

Aufnahmen des Kometen Churyumov-Gerasimenko zeigen eine einzigartige Welt von bizarrer Schönheit.

6. August 2014
Die ESA-Raumsonde Rosetta hat das Ziel ihrer mehr als zehnjährigen Reise erreicht. Um 11.30 Uhr ging bei der Kontrollstation der ESA in Darmstadt das Signal ein: Rosetta ist am Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko angekommen. Die aktuellsten Bilder, die am Sonntag, 3. August, mit Hilfe des wissenschaftlichen Kamerasystems OSIRIS aufgenommen wurden, zeigen eine Welt von bizarrer Schönheit - mit steil abfallenden Hängen, auffälligen Vertiefungen und weiten Ebenen.  

„Nach fast zehnjährigem Anflug auf 67P kommt es mir fast unwirklich vor, nun tatsächlich angekommen zu sein“, sagt Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen, Leiter des OSIRIS-Teams. „Heute beginnt für Rosetta und für uns ein völlig neues Kapitel, von dem wir schon jetzt wissen, dass es die Kometenforschung revolutionieren wird“, fügt er hinzu.

Die räumliche Auflösung der jüngsten Bilder, die aus einer Entfernung von 285 Kilometern aufgenommen wurden, übertreffen mit 5,5 Metern pro Pixel alle Aufnahmen von Kometenoberflächen, die im Rahmen früherer Weltraummissionen gelungen waren. „Es ist erstaunlich, wie abwechslungsreich diese Oberfläche ist“, so Sierks. „In dieser Detailschärfe haben wir so etwas noch nie gesehen.

Neben starken Helligkeitsunterschieden auf der Oberfläche frappieren vor allem scharfkantige Strukturen, die nun zu Tage treten. Die Aufnahmen deuten auf tiefe Steilhänge und auffällig hervortretende Strukturen hin. Gleichzeitig finden sich ausgedehnte Flächen, die geradezu glatt wirken. „Ob diese Gebiete tatsächlich eben und glatt sind, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen“, so Sierks. „Die aktuellen Aufnahmen zeigen uns lediglich, dass die Oberflächenstrukturen dort unterhalb unserer Auflösungsgrenze liegen.

Die Forscher vermuten, dass die Aktivität des Kometen seine bizarren Landschaften geformt hat. Wenn Kometen sich auf ihrer Umlaufbahn durchs Sonnensystem der Sonne nähern, verdampfen leicht flüchtige Stoffe von ihrer Oberfläche und reißen Fontänen aus Staub mit sich. Sind diese Staubteilchen zu schwer oder zu langsam, um das Schwerefeld des Kometen zu verlassen, fallen sie zurück zur Oberfläche, wo sie sich stellenweise ansammeln. Von Komet 67P wird angenommen, dass er erst wenige Male ins innere Sonnensystem und somit in Sonnennähe vorgedrungen ist. Ob die Strukturen, die sich in den neuen Bildern zeigen, tatsächlich bei diesen Vorstößen entstanden sind, soll der weitere Missionsverlauf zeigen.

In den nächsten Monaten wird sich Rosetta der Oberfläche des Kometen auf weniger als zehn Kilometer annähern. Eines der Hauptziele wird es zunächst sein, einen geeigneten Landeplatz für die Landeeinheit Philae zu finden. Diese soll im Herbst dieses Jahres auf der Oberfläche des Kometen aufsetzen. Danach wird Rosetta „ihren“ Kometen noch bis Ende 2015 auf seinem Weg durchs innere Sonnensystem begleiten. „Wir haben dadurch die einzigartige Möglichkeit mitzuverfolgen, wie die Aktivität des Kometen seine Oberfläche formt und verändert“, so Sierks.

Rosetta ist eine Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der amerikanischen Weltraumagentur NASA. Rosettas Landeeinheit Philae wurde von einem Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) und der französischen und italienischen Weltraumagentur (CNES und ASI) zur Verfügung gestellt. Rosetta wird die erste Mission in der Geschichte sein, die einen Kometen anfliegt, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf seiner Oberfläche absetzt.

Das wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS wurde von einem Konsortium unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Zusammenarbeit mit CISAS, Universität Padova (Italien), Laboratoire d'Astrophysique de Marseille (Frankreich), Instituto de Astrofísica de Andalucia, CSIC (Spanien), Scientific Support Office der ESA (Niederlande), Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (Spanien), Universidad Politéchnica de Madrid (Spanien), Department of Physics and Astronomy of Uppsala University (Schweden) und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig gebaut. OSIRIS wurde finanziell unterstützt von den Weltraumagenturen Deutschlands (DLR), Frankreichs (CNES), Italiens (ASI), Spaniens (MEC) und Schwedens (SNSB).

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