Erfolgreicher Flug des Sonnenobservatoriums SUNRISE

Das Sonnenobservatorium SUNRISE hat seinen ersten wissenschaftlichen Flug erfolgreich beendet. 

7. Juli 2009
Das Sonnenobservatorium SUNRISE, das in mehr als 6-jähriger Arbeit am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau in Zusammenarbeit mit Partnern in Deutschland, USA und Spanien entwickelt worden ist, hat seinen ersten wissenschaftlichen Flug erfolgreich beendet. Nach dem Ablösen des Ballons landete SUNRISE am 14.06.2009 um 1:44 Uhr sicher an einem Fallschirm auf Somerset Island, einer großen Insel im kanadischen Territorium Nunavut an der Nordwestpassage, dem Seeweg durch das Nordpolarmeer zwischen Atlantik und Pazifik (siehe Bild 1).

Obwohl zum Zeitpunkt der Landung recht starker Wind herrschte, sind alle wesentlichen Komponenten, wie zum Beispiel der große Hauptspiegel des Teleskops mit 1 Meter Durchmesser, ohne jegliche Beschädigung (siehe Bild 2). Das Instrument wurde vor Ort in kleinere Einheiten zerlegt und mit einem Hubschrauber und Transportflugzeugen zunächst nach Resolute Bay und später dann nach Yellowknife gebracht. Während die Instrumentkomponenten in einem Seecontainer die Reise von Kanada zurück nach Deutschland angetreten haben und erst in einigen Wochen im Institut eintreffen werden, sind die Mitarbeiter zusammen mit den Daten bereits wieder sicher zuhause angekommen.

Während seiner etwa 6-tägigen Mission konnte SUNRISE eine Fülle von Daten gewinnen, mit denen die Wissenschaftler ein besseres Verständnis der Vorgänge auf der Sonnenoberfläche erreichen wollen. Von besonderem Interesse sind die Wechselwirkungen zwischen den Magnetfeldern der Sonne und Strömungsstrukturen des heißen Sonnenplasmas. Die Magnetfelder sind die Ursache für eine Vielzahl von Phänomenen, die unter dem Begriff „Sonnenaktivität“ zusammengefasst werden können und auch Einfluss auf unsere Erde haben. Der Direktor der Sonnenabteilung am MPS Prof. Sami K. Solanki sagte nach der Landung: „Alle Instrumente an Bord von SUNRISE funktionierten einwandfrei, so dass die Feinstrukturen und Magnetfelder mit hoher Präzision gemessen werden konnten.“

Die Daten werden derzeit aufbereitet und analysiert. Erste Ergebnisse sind nach Angaben des Projektleiters Dr. Peter Barthol vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung sehr vielversprechend: „Die ersten Datensätze zeigen bereits eine hervorragende Qualität. Allerdings wird die Auswertung der enormen Datenmenge von mehr als einem Terabyte noch einige Zeit in Anspruch nehmen“.

Der Start des größten Teleskops zur Erforschung der Sonne, das je die Erde verlassen hat, erfolgte am Montag, den 08.Juni 2009 um 8:27 Uhr vom Startplatz der Europäischen Weltraumbasis ESRANGE bei Kiruna in Nordschweden. Das Startgewicht der gesamten Ausrüstung betrug mehr als 6 Tonnen. Getragen von einem gigantischen Heliumballon mit einem Fassungsvermögen von 1 Million Kubikmetern und einem Durchmesser von ca. 130 Metern erreichte das Teleskop eine Flughöhe von ca. 37 km in der Stratosphäre. Dort herrschen bereits Bedingungen ähnlich denen im Weltraum. Hierdurch sind Beobachtungsmöglichkeiten gegeben, die vom Erdboden aus nicht erreicht werden können. Zum einen sind Bildbeeinträchtigungen durch Luftturbulenzen nicht mehr vorhanden, zum anderen kann die Sonne bei Wellenlängen im ultravioletten Licht beobachtet werden, das sonst durch die Ozonschicht absorbiert würde.

Die in der Stratosphäre im Sommer vorherrschenden Windsysteme trugen das Sonnenteleskop von Nordschweden über Grönland bis nach Nordkanada.

Schon kurz nach dem Start hatten sich Mitarbeiter von SUNRISE von Nordschweden auf den Weg nach Yellowknife in Kanada gemacht, um schnellstmöglich nach der Landung die Bergung der wissenschaftlichen Daten und des Instruments vornehmen zu können. Die Bergungsmannschaft erreichte das gelandete Observatorium auf der Polarinsel wegen schlechter Wetterbedingungen erst einige Tage später.

Neben dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung sind an der Mission zahlreiche weitere Forschungseinrichtungen beteiligt: das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg, das High Altitude Observatory in Boulder (Colorado), das Instituto de Astrofisica de Canarias auf Teneriffa, das Lockheed-Martin Solar and Astrophysics Laboratory in Palo Alto (Kalifornien), die Columbia Scientific Ballooning Facility der NASA und natürlich die Weltraumbasis ESRANGE.

Das SUNRISE-Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Forschungskennzeichen 50 OU 0401).

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