Eine schwingende Hülle im All

Ferdinand Plaschke, der 100. Doktorand der Solar System School, weist erstmals Eigenschwingungen der Magnetopause nach.

28. April 2011

Wie eine dünne Haut umgibt die Magnetopause die Erde und trennt unseren magnetischen Schutzschild, die so genannte Magnetosphäre, vom interplanetaren Raum. Dass diese Magnetopause wie eine Membran schwingen kann, hat jetzt Dr. Ferdinand Plaschke von der Technischen Universität Braunschweig im Rahmen seiner Doktorarbeit entdeckt - und setzt damit die neunjährige Erfolgsgeschichte der International Max Planck Research School on Physical Processes in the Solar System and Beyond (kurz: Solar System School) fort. Plaschke ist der 100. Doktor, den das gemeinsame Promotionsprogramm des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung und der physikalischen Fakultäten der Technischen Universität Braunschweig und der Universität Göttingen seit 2002 hervorgebracht hat.

Der Raum zwischen den Planeten und der Sonne ist keineswegs leer. Vielmehr erstreckt sich hier das interplanetare Medium, ein Plasma aus Protonen und Elektronen, welche die Sonne als so genannten Sonnenwind ins All schleudert. Vor diesem solaren Bombardement schützt uns das Magnetfeld der Erde, das bis in eine Höhe von 60000 Kilometern reicht. Die dünne Grenzschicht zwischen beiden Bereichen bezeichnen Wissenschaftler als Magnetopause.

Bereits 1954 sagten Forscher voraus, dass der Einfluss des Sonnenwindes die Magnetopause in Schwingung versetzt - wie die Haut eines mit Wasser gefüllten Ballons, den man anstößt. Der experimentelle Nachweis dieser Bewegungen ist erst jetzt gelungen. Ferdinand Plaschke von der TU Braunschweig wertete dafür Messungen der fünf Forschungssatelliten THEMIS der amerikanischen Weltraumagentur NASA aus. Seit 2007 umrunden die Satelliten die Erde und passieren dabei immer wieder auch die Magnetopause.

Die Berechnungen Plaschkes konnten nun auch das Rätsel um die so genannten "magischen Frequenzen" lösen. Denn die Ursache dieser periodischen Schwankungen des Erdmagnetfeldes selbst war bisher unbekannt. Nun zeigt sich, dass die Schwingungsfrequenzen mit denen der Magnetopause übereinstimmen und von dort übertragen werden. Seine Entdeckungen stellte Plaschke gestern an der TU Braunschweig im Rahmen seines Promotionsverfahrens vor.

Seit 2002 bildet die Solar System School Doktoranden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau und den physikalischen Fakultäten der Universität Göttingen sowie der Technischen Universität Braunschweig aus. Die Solar System School bietet Nachwuchswissenschaftlern ein forschungsintensives, dreijähriges Promotionsstudium. Das Lehrprogramm beinhaltet den gesamten Bereich des Sonnensystems von kleinen Körpern wie Kometen und Asteroiden über die Planeten bis zur Sonne und enthält zudem Kurse in numerischer Physik, Weltraumtechnologie, Projektmanagement, wissenschaftlichem Schreiben und Präsentationstechniken. Das erfolgreiche Promotionsprogramm ist eine von mehr als 60 International Max Planck Research Schools, welche die Max-Planck-Gesellschaft deutschlandweit in enger Kooperation mit Universitäten ins Leben gerufen hat.

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