Rosetta richtet die Augen auf Pluto

Aufnahmen von OSIRIS, dem wissenschaftlichen Kamerasystem der Raumsonde Rosetta, zeigen Pluto kurz vor dem Vorbeiflug von New Horizons.

14. Juli 2015

Einen Blick bis an den Rand des Sonnensystems hat OSIRIS, das wissenschaftliche Kamerasystem der ESA-Raumsonde Rosetta, am vergangenen Sonntag geworfen. Statt wie in den vergangenen 15 Monaten den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko zu beobachten, hat das Instrument für kurze Zeit den fernen Zwergplaneten Pluto ins Visier genommen, an dem die NASA-Raumsonde New Horizons heute vorbeifliegt. Mehr als drei Stunden Belichtungszeit und ausgefeilte Bildbearbeitung waren nötig, um den mehr als fünf Milliarden Kilometer entfernen Körper sichtbar zu machen. Pluto ist damit der entfernteste Körper im Sonnensystem, den Rosetta je zu Gesicht bekommen hat.

Zugegeben. Mit einem Abstand von nur 12500 Kilometern genoss New Horizons heute einen besseren Blick auf Pluto. Doch auch OSIRIS ist es am vergangenen Sonntag gelungen, den Zwergplaneten sichtbar zu machen – aus einer Entfernung von mehr als fünf Milliarden Kilometern. Das Kamerasystem der Rosetta-Sonde reiht sich somit ein in die Liste der erdgebundenen Teleskope und Weltrauminstrumente, die die Mission New Horizons mit zusätzlichen Beobachtungen unterstützen.

Dass der nur 2370 Kilometer große Körper in den Aufnahmen überhaupt zu sehen ist, grenzt an ein kleines Wunder. „Schließlich ist OSIRIS kein Teleskop, sondern eine Kamera, die in erster Linie dafür entwickelt wurde, den Rosetta-Kometen aus großer Nähe zu untersuchen“, erklärt Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), Leiter des OSIRIS-Teams.  20 Aufnahmen, die jeweils zehn Minuten lang belichtet wurden, mussten die Forscher erst überlagern und sorgfältig bearbeiten. 

„Neben der gewaltigen Entfernung kam eine weitere Schwierigkeit hinzu“, erklärt OSIRIS-Teammitglied Dennis Bodewits von der University of Maryland, der die Aufnahmen auswertete. „Den Kometen 67P – und somit auch Rosetta - umgibt mittlerweile eine dichte Atmosphäre aus Gas und Staub. Es ist, als betrachte man Pluto durch einen Schneesturm hindurch.“

Mit den aktuellen Aufnahmen von Pluto wird OSIRIS dem Rosetta-Kometen nicht zum ersten Mal untreu. Während des zehnjährigen Anflugs auf den Kometen richtete das Kamerasystem nicht nur seinen Blick im Vorbeiflug auf die Planeten Erde und Mars sowie auf die Asteroiden Steins und Lutetia, sondern fing auch Schnappschüsse des deutlich entfernteren Kometen 9P/Tempel 1, des Asteroiden P/2010 A2 und des Saturns ein. „Wie auch im Fall von Pluto bieten solche Aufnahmen im Vergleich zu erdgebundenen Beobachtungen oftmals einen anderen und aufschlussreichen Blickwinkel“, so Sierks.

Ein weiteres Highlight: Die erste Aufnahme des Rosetta-Kometen drei Jahre vor der Ankunft der Raumsonde aus einer Entfernung von 163 Millionen Kilometern. „Diese bisherige Höchstleistung haben wir nun eingestellt. Mit den Pluto-Aufnahmen hat sich OSIRIS selbst übertroffen“, so Sierks.

Das gesamte Rosetta Team fiebert mit dem New Horizons Team mit und sendet die besten Wünsche für den weiteren Missionsverlauf.

Rosetta ist eine Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der amerikanischen Weltraumagentur NASA. Rosettas Landeeinheit Philae wurde von einem Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) und der französischen und italienischen Weltraumagentur (CNES und ASI) zur Verfügung gestellt. Rosetta ist die erste Mission in der Geschichte, die einen Kometen anfliegt, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf seiner Oberfläche absetzt

Das wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS wurde von einem Konsortium unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Zusammenarbeit mit CISAS, Universität Padova (Italien), Laboratoire d'Astrophysique de Marseille (Frankreich), Instituto de Astrofísica de Andalucia, CSIC (Spanien), Scientific Support Office der ESA (Niederlande), Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (Spanien), Universidad Politéchnica de Madrid (Spanien), Department of Physics and Astronomy of Uppsala University (Schweden) und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig gebaut. OSIRIS wurde finanziell unterstützt von den Weltraumagenturen Deutschlands (DLR), Frankreichs (CNES), Italiens (ASI), Spaniens (MEC) und Schwedens (SNSB).

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