Dawn öffnet die Augen
Vier Monate vor der Ankunft am Asteroiden Vesta absolviert das Kamerasystem an Bord der Raumsonde eine fehlerfreie Generalprobe.
Nach einer etwa halbjährigen Ruhephase hat das Kamerasystem an Bord der NASA-Raumsonde Dawn in den vergangenen Tagen wieder einen Blick ins All gewagt. Die Tests, welche Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau durchführten, sind Teil der Vorbereitungen auf die Ankunft der Raumsonde am Asteroiden Vesta Ende Juli dieses Jahres. „Das Kamerasystem funktioniert einwandfrei; die Generalprobe war ein voller Erfolg“, urteilt Dr. Andreas Nathues, Leiter des Kamerateams.
Etwa drei Tage dauerten die Tests, bei denen die Wissenschaftler sowohl die mechanischen, als auch die elektrischen Komponenten des Systems gründlich überprüften. „Solche Untersuchungen führen wir seit dem Start der Raumsonde im September 2007 routinemäßig zweimal im Jahr durch“, erklärt Pablo Gutierrez-Marques vom MPS, der den Betrieb der Kamera leitet. Zudem boten die Tests die Gelegenheit, das Instrument mit neuer Software zu versorgen. „Im Laufe der vergangenen vier Jahre konnten wir einige Abläufe beim Gewinnen und Verarbeiten der Bilddaten optimieren. Mit der neuen Software reagieren wir auf diese veränderten Anforderungen“, so Gutierrez-Marques.
In den kommenden Monaten wird das System, das aus zwei identischen Kameras besteht, entscheidend zum Erfolg der Mission beitragen. Bereits beim Anflug auf den Asteroiden Vesta unterstützen die Kameras die Raumsonde bei der Navigation. Am Ziel angekommen werden die „Augen von Dawn“ detaillierte Aufnahmen der Asteroidenoberfläche ermöglichen. Diese Bilder sind die Grundlage für Geländemodelle des Asteroiden und erlauben erste Ruckschlüsse auf seine mineralogische Zusammensetzung. Zudem werden die Kameras nach Monden in der Umgebung von Vesta sowie nach Anzeichen vulkanischer Aktivität auf der Oberfläche suchen.
Die Raumsonde Dawn ist seit 2007 unterwegs zum Asteroiden Vesta, der zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter um die Sonne kreist. Vesta ist der zweitschwerste Asteroid in unserem Sonnensystem und gilt als Überbleibsel aus einer frühen Phase des Sonnensystems vor etwa 4,5 Milliarden Jahren. Fast alle anderen Asteroiden vergleichbarer Größe ballten sich entweder zu Planeten zusammen oder zerbrachen als Folge heftiger Zusammenstöße. Wissenschaftlern bietet Vesta deshalb eine Möglichkeit, eine Art Zeitreise zu den Anfängen unseres Sonnensystems zu unternehmen. 2015 erreicht die Mission Dawn ihr zweites Ziel, den Asteroiden Ceres.
Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.