Eine Karte des Rosetta-Kometen
Die Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko lässt sich in mehrere Regionen unterteilen.
Hochaufgelöste Bilder des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko zeigen eine einzigartige, ausgesprochen variationsreiche Welt. Vor etwa einem Monat erreichte die ESA-Raumsonde den Kometen und begleitet ihn seitdem auf seinem Weg ins innere Sonnensystem. Wissenschaftler haben nun Bilder der Kometenoberfläche ausgewertet, die mit Hilfe von OSIRIS, Rosettas wissenschaftlichem Kamerasystem, aufgenommen wurden, und darin mehrere ausgeprägte Regionen bestimmt. Diese sind durch morphologische Eigenschaften definiert. Die neue Analyse ist die Grundlage für eine wissenschaftliche Beschreibung der Kometenoberfläche. Sie wurde heute auf der Tagung "European Planetary Science Congress 2014" vorgestellt.
„Noch nie zuvor haben wir die Oberfläche eines Kometen in solchen Einzelheiten gesehen“, sagt Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), der Leiter des OSIRIS-Teams. In einigen Aufnahmen entspricht ein Pixel nur 75 Zentimetern auf der Oberfläche des Kometen. „Dies ist ein historischer Moment. Wir verfügen nun zum ersten Mal über eine Auflösung, die es uns ermöglicht, einen Kometen zu kartieren“, fügt er hinzu.
Mit Gebieten, die von Steilhängen, Vertiefungen, Kratern, Brocken oder sogar parallel verlaufenden Rillen dominiert werden, zeigt 67P eine Vielzahl unterschiedlicher Geländeformen. Während einige dieser Gebiete ruhig erscheinen, sieht es so aus, als habe andere die Aktivität des Kometen geformt. OSIRIS-Bilder der Koma des Kometen deuten darauf hin, dass der Staub, den 67P ins All spuckt, von diesen Stellen ausgeht.
„Diese erste Karte ist natürlich nur der Anfang unserer Bemühungen”, so Sierks. „Zu diesem Zeitpunkt versteht eigentlich noch niemand, wie die morphologischen Unterschiede, die wir sehen, entstanden sind.“ Während Rosetta und 67P sich in den nächsten Monaten weiter der Sonne nähern, wird das OSIRIS-Team die Oberfläche des Kometen überwachen und nach Veränderungen absuchen. Zwar erwarten die Forscher nicht, dass sich die Gebietsgrenzen der aktuellen Karte dramatisch verschieben werden. Doch selbst kleinste Veränderungen können helfen zu erklären, ob und wie die Aktivität des Kometen diese atemberaubende Welt geschaffen hat.
Am kommenden Wochenende, 13. und 14. September, werden die Karten zudem dem Rosetta Lander Team und weiteren Rosetta-Wissenschaftlern dabei helfen, die Vorauswahl von fünf möglichen Landestellen auf zwei einzugrenzen.
Rosetta ist eine Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der amerikanischen Weltraumagentur NASA. Rosettas Landeeinheit Philae wurde von einem Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) und der französischen und italienischen Weltraumagentur (CNES und ASI) zur Verfügung gestellt. Rosetta wird die erste Mission in der Geschichte sein, die einen Kometen anfliegt, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf seiner Oberfläche absetzt.
Das wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS wurde von einem Konsortium unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Zusammenarbeit mit CISAS, Universität Padova (Italien), Laboratoire d'Astrophysique de Marseille (Frankreich), Instituto de Astrofísica de Andalucia, CSIC (Spanien), Scientific Support Office der ESA (Niederlande), Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (Spanien), Universidad Politéchnica de Madrid (Spanien), Department of Physics and Astronomy of Uppsala University (Schweden) und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig gebaut. OSIRIS wurde finanziell unterstützt von den Weltraumagenturen Deutschlands (DLR), Frankreichs (CNES), Italiens (ASI), Spaniens (MEC) und Schwedens (SNSB).