Goodbye, Cassini!

Nach 13-jährigem Forschungsaufenthalt im Saturnsystem endet die NASA-Mission Cassini am 15. September mit einem Sturzflug in den Gasplaneten. Das MPS und der Förderkreis Planetarium Göttingen laden ein, das Ereignis am Institut zu verfolgen.

25. August 2017

Die letzten Minuten der NASA-Raumsonde Cassini dürften dramatisch werden: Am Freitag, 15. September, geht das Raumschiff auf Kollisionskurs mit dem Gasriesen Saturn. Dem hohen Druck und der Hitze in der Atmosphäre des Planeten wird Cassini nicht lange standhalten und verglühen. Schon vorher reißt die Funkverbindung zur Erde ab. In der dichten Atmosphäre sind die Schubdüsen der Sonde wirkungslos und können die Antenne nicht mehr zur Erde ausrichten. Das letzte Signal sendet Cassini um 12.45 Uhr (MESZ). Nach einer Laufzeit von etwa 80 Minuten erreicht der Abschiedsgruß kurz nach 14 Uhr die Erde. Interessierte sind herzlich eingeladen, diesen Moment am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) zu erleben. Das gesamte Programm beginnt um 13 Uhr und umfasst unter anderem einen Rückblick auf die Höhepunkte der Cassini-Mission, Public Viewing des NASA-Livestreams und das Basteln von Saturnmonden. Der Förderkreis Planetarium Göttingen (FPG) bietet Shows im mobilen Planetarium.

Das letzte Signal, das Cassini am 15. September zur Erde sendet, markiert nicht nur das Ende einer Weltraummission, sondern auch einer beispielslosen Erfolgsgeschichte. Mehr als 13 Jahre zog die amerikanische Raumsonde, zu deren wissenschaftlichen Instrumenten auch MPS-Forscher beigetragen haben, ihre Bahnen durch das Saturnsystem. Cassini entdeckte unbekannte Monde und Ringe sowie flüssiges Wasser. Etwa ein halbes Jahr nach der Ankunft im Saturnsystem setzte die mitgeführte Landeeinheit Huygens 2005 auf dem größten Saturnmond Titan auf. Messdaten offenbarten eine schroffe, eisige Landschaft durchbrochen von riesigen Methanseen in der Nähe der Pole. Als ebenso faszinierend entpuppte sich der Mond Enceladus. Aus tiefen Spalten in seiner Oberfläche sprüht er Fontänen aus Eis ins Weltall. Beide Körper beherbergen einen unterirdischen Ozean aus flüssigem Wasser und bieten nach jüngsten Erkenntnissen günstige Bedingungen für das Entstehen von Leben.

Nicht zuletzt diese Entdeckung gab den Ausschlag für das spektakuläre Ende der Mission. Denn die Alternative, das Raumschiff mit Hilfe der letzten Treibstoffreserven auf eine mehr oder weniger stabile Umlaufbahn um den Saturn zu bugsieren, birgt ein entscheidendes Risiko: Durch kleine Störungen könnte die Sonde im Laufe der Zeit vom Kurs abkommen, auf einen der Monde stürzen und diesen kontaminieren. Nach Angaben der NASA ist es durchaus denkbar, dass irdische Mikroben an Bord der Sonde die lange Reise durchs Weltall überlebt haben. Der Sturzflug in den Gasplaneten bietet somit die sicherste Möglichkeit, Cassini „umweltschonend“ zu entsorgen.

Natürlich ist die letzte Phase der Mission auch von wissenschaftlichem Interesse. Cassinis Messinstrumente bleiben bis zum Schluss eingeschaltet. In den letzten drei Stunden der Mission werden die gesammelten Daten in Echtzeit zur Erde übertragen. Auch der Teilchendetektor MIMI-LEMMS, der am MPS entwickelt und gebaut wurde, wird so lange wie möglich Messdaten aufnehmen. Er misst die Verteilung von geladenen Teilchen wie etwa Elektronen und Protonen in der Umgebung des Planeten. In den vergangenen Jahren sind auf diese Weise detaillierte Karten der Plasmaumgebung des Saturns entstanden. „Erst jetzt können wir mit Messdaten aus der Region ganz in der Nähe des Planeten unser Bild von der Plasmaumgebung des Saturn vervollständigen“, so Dr. Norbert Krupp vom MPS, Leiter des MIMI-LEMMS-Teams.

Bereits seit April fliegt Cassini besonders gewagte Manöver, welche die Raumsonde erstmals in den Bereich zwischen dem innersten Ring und dem Planeten führen. Etwa eine Woche dauert jede dieser Umlaufbahnen. Die letzten fünf führen sogar in die obere Atmosphäre des Saturn 1630 bis 1710 Kilometer über der Wolkendecke des Planeten.

Nicht nur um diese spannende letzte Phase soll es Freitag, 15. September, ab 13 Uhr bei der Veranstaltung „Goodbye, Cassini“ am MPS gehen. Zu Beginn liefert MPS-Forscher Dr. Harald Krüger, Mitglied des Cassini-Teams, einen Rückblick auf 13 Jahre Cassini und würdigt die Forschungshöhepunkte der Mission. Zudem gibt es Live-Schaltungen zu den MPS-Kollegen, die den Abschied von Cassini vor Ort in den USA erleben, und Public Viewing des NASA-Livestreams (in englischer Sprache). Auch nach Abriss des Signals von Cassini geht das Programm weiter. Um 14.30 Uhr können große und kleine Weltraumbegeisterte ab sechs Jahren die Planetariumsshow „Abenteuer Planeten“ erleben. Um 15.30 Uhr folgt die Vorführung „Planeten – Expedition ins Sonnensystem“ für Interessierte ab acht Jahren. Beide Shows zeigen unter anderem eindrucksvolle Bilder des Saturns und seiner Monde aufgenommen von Cassini. Zeitgleich können die jüngeren Gäste unter dem Motto „Style Deinen Lieblingsmond!“ kreativ werden und aus Styroporkugeln eigene Saturnmonde basteln.

Der Eintritt für die Veranstaltung und Planetariumsshows ist kostenlos. Eine Anmeldung zu den Planetariumsshows ist erforderlich.

Zur Redakteursansicht