Rosetta-Komet gesichtet

Aus 500 Millionen Kilometern Entfernung zeigt sich der Zielkomet der Rosetta-Mission bereits auf Aufnahmen des Very Large Telescope.

20. Januar 2014

Die ESA-Raumsonde Rosetta soll heute aus ihrem mehr als 30-monatigen Winterschlaf erwachen. Schon jetzt zeigt eine Aufnahme, die Forschern des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) am 5. Oktober vergangenen Jahres mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) gelang, das Ziel der Mission: den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Es handelt sich um das derzeit aktuellste Bild des Kometen, der kurz nach diesen Beobachtungen von der Erde aus gesehen hinter der Sonne verschwand. Um den nur etwa vier Kilometer großen Körper aus einer Entfernung von etwa 500 Millionen Kilometern sichtbar zu machen, war sorgfältiges Prozessieren der Bilddaten notwendig.

Grundlage für die aktuelle Aufnahme ist eine umfangreiche Serie von Beobachtungen vom 5. Oktober 2013. In ihren Rechnungen gelang es den Forschern sowohl den Kometen 67P/Gerasimenko ohne seinen Sternenhintergrund zu zeigen (Abbildung 1, links), als auch das Sternenfeld mit eingezeichneter Flugbahn des Schweifsterns (Abbildung 1, rechts). Zum Zeitpunkt der Beobachtungen war Churyumov-Gerasimenko von der Erde aus nur vor dem Hintergrund des Zentrums der Milchstraße zu sehen. Von den unzähligen Sternen hebt sich der lichtschwache Körper deshalb kaum ab.

„Um das aktuelle Bild zu erzeugen, benutzten wir eine Methode, die winzige  Veränderungen im Erscheinungsbild der Sterne, die auf Luftbewegungen in der Erdatmosphäre beruhen, sorgfältig herausrechnet“, erklärt Dr. Colin Snodgrass vom MPS, der die Bilddaten auswertete. „Dieser Trick entfernt alles, was unverändert am Himmel steht. Zu sehen sind dann nur Sterne, deren Helligkeit sich ändert, und Körper, die sich bewegen - also etwa ein Komet“, fügt er hinzu. 

Bereits im August vergangenen Jahres hatten Forscher unter Führung des MPS zahlreiche, zum Teil mehrere Jahre zurückliegende Beobachtungen des Rosetta-Kometen ausgewertet. Sie erwarten, dass Churyumov-Gerasimenko bereits im März dieses Jahres beginnen könnte, Gas und Staub zu spucken. Für Februar dieses Jahres, wenn der Schweifstern erneut ins Gesichtsfeld des VLT rückt, sind die nächsten Beobachtungen geplant.

Im Oktober vergangenen Jahres befand sich der Komet noch so weit von der Sonne entfernt, dass er noch keine Gase und keinen Staub ausstieß. Er ist deshalb als einfacher Punkt zu sehen. Im Verlauf seiner Reise in Richtung Sonne wird sich die Oberfläche des Kometen erhitzen, gefrorene Gase werden verdampfen und winzige Staubteilchen mit sich reißen. Gase und Staub speisen dann den charakteristischen Kometenschweif. 

Die heute veröffentlichte Aufnahme markiert auch den Beginn einer engen Zusammenarbeit der europäischen Weltraumagentur ESA und der ESO. Ziel ist es, parallel zur Rosetta-Mission den Zielkometen auch mit erdgebundenen Teleskopen zu untersuchen. MPS-Forscher werden ESO-Aufnahmen nutzen, um die Gesamtaktivität des Kometen mit dem detaillierten Daten der Rosetta-Instrumente zu vergleichen. Das Institut hat die wissenschaftliche Leitung bei drei Instrumenten: dem wissenschaftlichen Kamerasystem OSIRIS (Orbiter), dem Sekundärionen-Massenspektrometer COSIMA (Orbiter) und dem Gasanalysator COSAC (Lander). Zudem ist das MPS an weiteren fünf Instrumenten beteiligt: ROSINA, MIRO, CONSERT, DIM und ROMAP und hat wichtige Teile der Landeeinheit Philae entwickelt und beigesteuert.

Der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko benötigt etwa 6,5 Jahre, um auf seiner Umlaufbahn einmal um die Sonne zu kreisen. Er befindet sich derzeit in der Nähe der Umlaufbahn des Jupiters. Seine engste Sonnenannäherung, die ihn zwischen die Umlaufbahnen von Erde und Mars führen wird, erreicht er im August 2015.

 
 

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