Auf der Suche nach einer zweiten Erde: Grünes Licht für PLATO-Mission

Die Exoplaneten-Mission der ESA kann mit der technischen Umsetzung beginnen. Der Start ist für 2026 geplant.

20. Juni 2017

Die Weltraummission PLATO, die mit Methoden der Asteroseismologie die Eigenschaften von Exoplaneten bestimmen wird, hat einen wichtigen Meilenstein erreicht: Nach einer dreijährigen Planungsphase hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) heute beschlossen, dass nun die technische Umsetzung des Projektes beginnen kann. 2014 hatte die ESA die Mission offiziell ausgewählt; der Start ist für Ende 2026 vorgesehen. In seiner mindestens vierjährigen Lebenszeit wird PLATO mehrere hunderttausend Sterne nach Planeten absuchen, die um sie kreisen. Von vielen Tausenden dieser Planeten und Sterne sollen Radien, Massen und Alter genau bestimmt werden. Das Ziel ist es, bewohnbare Welten und sogar „Zwillinge der Erde“ zu finden. In enger Zusammenarbeit mit vielen europäischen Partnern spielt Deutschland eine wichtige Rolle bei der Mission: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin leitet die Gesamtmission, das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen die Verarbeitung der Beobachtungsdaten im PLATO Data Center.

Mehrere Tausende von Exoplaneten, die entfernte Sterne umkreisen, sind bisher bekannt. Viele von ihnen wurden von den Raummissionen Kepler und CoRoT entdeckt. Allerdings sind diese Welten so weit weg und ihre Zentralsterne so lichtschwach, dass sie sich nicht im Detail charakterisieren lassen. PLATO wird die erste Exoplaneten-Mission sein, die vergleichsweise nahe, erdähnliche Planeten entdecken und beschreiben kann.

Da PLATO in seiner mindestens vierjährigen Missionsdauer einen großen Ausschnitt des Himmels vermessen wird, kann die Mission die ganze Vielfalt der Sterne und Planetensysteme in unserer galaktischen Nachbarschaft studieren. „Mit der Beobachtung stellarer Vibrationen wird PLATO erstmals diese Sterne und ihre Planeten in Bezug auf Masse, Radius und Alter vollständig charakterisieren", sagt Prof. Dr. Laurent Gizon, Geschäftsführender Direktor des MPS und Leiter des PLATO Data Centers. „Dies wird unser Wissen über die Evolution von Exoplaneten und ihrer Zentralsterne revolutionieren“, fügt er hinzu. Das spannendste Ziel der Mission ist es, einen Erdzwilling zu finden.

„Wir freuen uns sehr, dass PLATO nun diesen nächsten Meilenstein erreicht hat und in die nächste entscheidende Phase eintritt", so Gizon. In den vergangenen drei Jahren seit der Auswahl der Mission haben Wissenschaftler der ESA, des DLR (Berlin), des MPS und anderer europäischer Partnerinstitutionen die technischen und programmatischen Details der Mission festgelegt. Mit der heutigen Entscheidung kann die Umsetzung – die technische Implementierung und der Bau der Raumsonde und seiner Instrumente ? beginnen. Parallel dazu wird die Software zur Analyse der Beobachtungen am PLATO Data Center entwickelt.

Die Instrumentierung von PLATO besteht hauptsächlich aus 26 Teleskopen. Dadurch ist es möglich, eine sehr große Fläche des Himmels zu überblicken. PLATO misst, wie die Helligkeit eines Sterns abnimmt, wenn ein Planet an ihm vorüberzieht, so genannte Transite. Um möglichst zwei solcher Transite ein und desselben Exoplaneten zu dokumentieren, blickt die Raumsonde bis zu zwei Jahre auf denselben Himmelsausschnitt. „Mit diesem Konzept und der hohen Empfindlichkeit des Instruments werden wir Gesteinsplaneten um sonnenähnliche Sterne finden und hochgenau charakterisieren können“, versichert Missionsleiterin Prof. Dr. Heike Rauer vom DLR.

Die Beobachtungsdaten werden am PLATO Data Center verarbeitet, das aus mehreren Einheiten in ganz Europa und einer zentralen Datenbank am MPS in Göttingen besteht. Die MPS-Wissenschaftler rechnen damit, am Ende der Mission mehrere Petabyte an wissenschaftlichen Daten zu verwalten. Mit Unterstützung der Deutschen Raumfahrtagentur (DLR Raumfahrt-Agentur in Bonn) beginnt das PLATO Data Center nun, Software zu entwickeln, mit der sich die wissenschaftlichen Daten aufbereiten und weiterverarbeiten lassen.


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